Interessante Fakten zur besonderen Situation des Stadtstaats
Berlin befindet sich im Berliner Urstromtal an der Mündung der Spree in die Havel bei Spandau und erstreckt sich bis auf die Hochflächen des Barnim im Norden und des Teltow im Süden. Der Westteil der bis 1990 geteilten Stadt dehnte sich 32 Kilometer von Nord nach Süd und 29 Kilometer von Ost nach West aus. Bei einer Fläche von 480 Quadratkilometern besaß Berlin (West) eine Einwohnerzahl von zuletzt 2,1 Millionen Menschen.
Wirtschaftliche Schwerpunkte Berlins waren die Industriezweige Elektronik, Elektrotechnik, Maschinen- und Gerätebau, dazu kamen die chemische, Textil-, Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Aufgrund der besonderen geographischen Situation – der Trennung vom Umland durch die befestigte DDR-Grenze – war die Landwirtschaft Berlins mit einer Nutzfläche von 22.000 Hektar nur schwach ausgeprägt.
Ebenso speziell war die Situation im Individual- und Personennahverkehr: Die Gleise und der Maschinenbestand von Fern- und S-Bahn sowie die Wasserstraßen Spree und Havel wurde von der DDR verwaltet. Der Zivilluftverkehr erfolgte durch Luftverkehrsunternehmen der westlichen Besatzungsmächte über die Flughäfen Tempelhof (US-Sektor) und Tegel (französischer Sektor). Deutsche Luftverkehrsunternehmen hatten dafür keine Berechtigungen.
Laut der Berliner Verfassung vom 4. August 1950 besaß die Stadt ein Parlament, das Abgeordnetenhaus, und eine Regierung, den Senat, mit dem Regierenden Bürgermeister an der Spitze. Auf dem Stadtgebiet gab es zwei Universitäten: die Freie Universität und die Technische Universität sowie mehrere Hoch- und Fachschulen. Zu den repräsentativsten Bühnen gehörten die Deutsche Oper, das Schiller- und das Schlossparktheater sowie die Freie Volksbühne
Geschichte Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg
Am 2. Mai 1945 wurde Berlin durch die Rote Armee befreit, am 8. Mai unterzeichnete die deutsche Wehrmacht die bedingungslose Kapitulation in Berlin-Karlshorst. Die Einwohnerzahl Berlins war von 4,5 auf 2 Millionen gesunken, 40 Prozent des Wohnraums, die Hälfte der Schulen und Brücken zerstört. Im Juni 1945 erfolgte der Einzug der Westmächte. Am 11. Juli wurde Berlin von der interalliierten Militärkommandantur übernommen und Sitz des Alliierten Kontrollrates. Im Zusammenhang mit dessen Tätigkeit unterteilten die Siegermächte Berlin in vier Besatzungssektoren, die ihrerseits von einer Interalliierten Kommandantur verwaltet wurden. Die westlichen Besatzungsmächte verblieben auch nach dem Ende der Tätigkeit des Alliierten Kontrollrates (20. März 1948) in ihren Sektoren und errichteten hier ein gesondertes Besatzungsgebiet (Kleines Besatzungsstatut vom 14. Mai 1949).
Währungsreform und Berlin-Blockade
Am 23. Juni 1948 wurde die Deutsche Mark (DM) der Bank Deutscher Länder als gesetzliches Zahlungsmittel in den Westsektoren Berlins eingeführt. Daraufhin sperrten sowjetische Armeeeinheiten in der folgenden Nacht die Zufahrtswege zwischen ihrer Besatzungszone und den östlichen Teilen nach West-Berlin. In den folgenden Monaten stellten die Westmächte über eine Luftbrücke (Operation „Vittles“) die Versorgung West-Berlins sicher. Die Luftbrücke entwickelte sich zu einem riesigen Lufttransportunternehmen. Knapp ein Jahr lang erhielten die Berliner Bürger ihre Lebensmittel und Medikamente über den Luftweg. Der Berliner Magistrat verlegte im Herbst 1948 unter dem Druck der politischen Verhältnisse seine Tätigkeit ins Rathaus Schöneberg. Am 11. Mai 1949 beendete die Sowjetunion ihre Blockade.
Geteilte Stadt von 1961 bis 1989
Am frühen Morgen des 13. August wurden die Grenzen zwischen den westlichen Sektoren Berlins und dem sowjetisch besetzten Umland blockiert und zügig mit dem Bau der Grenzanlagen begonnen. Nach wenigen Wochen war die 155 Kilometer lange Befestigung zu einem fast unüberwindbaren Hindernis für die Ostdeutschen geworden. Nun hatten Berlin (West) und seine Bewohner mit der speziellen Situation in Insellage zurechtzukommen. Nach langem Tauziehen und dem Wirken des ehemaligen Berliner Bürgermeisters und damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt, kam es erst zu Beginn der 1970er-Jahre zu spürbaren Verbesserungen. Im Vierseitigen Abkommen über West-Berlin, das die Siegermächte miteinander aushandelten, wurden 1971 die Grundlagen zum Rechtsstatus der geteilten Stadt, zum Verhältnis West-Berlins zur Bundesrepublik Deutschland sowie die Verkehrsverbindungen dorthin festgelegt. Noch im gleichen Jahr folgte das Transitabkommen zwischen beiden deutschen Staaten, das den Durchgangsverkehr von zivilen Personen und Gütern zwischen der Bundesrepublik und Berlin regelte. Darüber hinaus kam es zu Vereinbarungen zwischen der DDR-Regierung und dem Senat über Erleichterungen und Verbesserungen des Reise- und Besucherverkehrs sowie über Gebietsaustausche.
1989 öffnete sich nach 40 Jahren der Trennung und 28 Jahre der vollständigen Abschottung die Mauer zwischen beiden Stadtteilen sowie die Grenzen zwischen beiden deutschen Staaten. Am 3. Oktober 1990 vollzog sich mit dem Beitritt der auf dem Territorium der DDR gegründeten Länder zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland die Wiedervereinigung Deutschlands. Das bis dahin unter der Viermächtekontrolle stehende Berlin vereinigte sich ebenfalls und bildete ein selbstständiges Land. Im Einigungsvertrag festgeschrieben, ist Berlin seit dem 3. Oktober Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands.
Zur Philatelie – Briefmarken Berlin (West)
Berlin ist ein eigenständiges Gebiet des Sammelgebiets Deutschland. Die politischen Verhältnisse nach dem 2. Weltkrieg führten dazu, dass für Berlin (West) eigene Briefmarken verausgabt wurden. Unter „Berlin“ versteht man in der Philatelie im Allgemeinen dieses Sammelgebiet. Darüber hinaus gibt es eine Briefmarkenausgabe mit sieben Marken, die sogenannte „Bärenausgabe“, die 1945 für ganz Berlin erschien.
Die westlichen Alliierten verfügten am 25. Juni 1948 eine eigene Währungsreform in den Westsektoren. Am 3. September 1948 wurde eine neue Briefmarkenserie ausgegeben. Dazu wurden 20 Briefmarken der sogenannten 2. Kontrollratsausgabe (also Ausgaben der Alliierten Besetzung für Gesamtdeutschland) mit einem schwarzen Aufdruck „Berlin“ überdruckt (sog. Schwarzaufdruck). Mit diesen Schwarzaufdrucken beginnt das Sammelgebiet „Berlin“. Am 20. Januar und am 21. März 1949 erschien eine weitere, diesmal rot überdruckte Serie der 2. Kontrollratsausgabe (Rotaufdruck). Während die Schwarzaufdruckmarken für beide geltenden Währungen in Berlin erhältlich waren, wurden die Briefmarken mit Rotaufdruck nur noch gegen D-Mark, die ausschließlich im Westen der Stadt gültig war, verkauft. Seit dem 21. März 1949 war die D-Mark alleiniges Zahlungsmittel in Berlin (West). Die Benutzung der SBZ-Marken wurde in Berlin (West) nach und nach eingeschränkt.
Ab dem 20. März 1950 waren die Berliner Briefmarken während ihrer Gültigkeitsdauer auch in der Bundesrepublik gültig. In West-Berlin durften ab dem 27. Oktober 1949 auch die noch gültigen Briefmarken der Bizone, der französischen Zone und die der Bundesrepublik verwendet werden. Die endgültige und dauerhafte Genehmigung, bundesdeutsche Briefmarken während ihrer Gültigkeitszeit auch in West-Berlin zu verwenden, wurde am 4. Februar 1950 erteilt.
Eine Änderung im Berliner Postwesen gab es 1955. Bis dahin war der West-Berliner Senat für die Ausgabe von Briefmarken im Westteil der Stadt zuständig. 1955 wurde die „Landespostdirektion Berlin“ gegründet. Diese war aber kein Teil der Bundespost, sondern verdankte ihre Aufgaben und Rechte einer entsprechenden Genehmigung durch die Westalliierten. Die Alliierten stimmten aber zu, dass ab 1955 „Deutsche Bundespost Berlin“ auf den Briefmarken stehen durfte. Ab 1959 entsprachen alle Berliner Dauerserien in Motiv und im Wert den entsprechenden Ausgaben der Bundespost. Die Ausgabebezeichnung „Deutsche Bundespost Berlin“ anstelle der sonst üblichen Aufschrift „Deutsche Bundespost“ war bei diesen Briefmarken der einzige Unterschied.
1990 erhielt Deutschland im Zwei-plus-Vier-Vertrag die volle Souveränität. Neben anderen Einschränkungen wurde auch der Sonderstatus West-Berlins aufgehoben. Eigene Berliner Briefmarkenausgaben waren nicht mehr nötig und die letzte Berliner Briefmarke erschien am 27. September 1990, wenige Tage vor der Wiedervereinigung. Ab dem 2. Juli 1990 durften gültige Briefmarken West-Berlins auch in der DDR verwendet werden und in der DDR wurden Briefmarken in D-Mark-Währung ausgegeben. Diese Briefmarken waren umgekehrt auch in West-Berlin bis zum 31.12.1991 gültig. Die Gültigkeit aller Berliner Briefmarken endete ebenfalls an diesem Tage. Damit war Berlin als eigenes Sammelgebiet abgeschlossen.
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